Mentor Max Kaiser über Werte, Transformation und das Dachauer Gründungszentrum

- 8. April 2022

Als ehemaliger Freeskier braucht Max Kaiser Action. Er ist selbstständiger Business-Berater, als Startup Mentor bei uns im WERK1 sehr engagiert und baut derzeit noch ein neues Gründerzentrum in Dachau auf. Im gemeinsamen Gespräch gab es somit viel zu erzählen.

Hallo Max, du bist selbst Entrepreneur: Welche Unternehmen hast du gegründet und welche Learnings kannst du dadurch als mentor weitergeben?

Mein Beginn als Gründer liegt schon einige Jahre zurück. Nach einem persönlichen Schicksalsschlag musste ich mich damals neu orientieren und hatte ursprünglich vor, nach meinem Studium zwölf Praktika in zwölf Monaten zu absolvieren. Doch wie das Leben so spielt, kam alles anders und schon meine zweite „Praktikumsstation“ wurde zu meiner eigenen Firma. 

Als frischer BWL-Absolvent der LMU München fand ich mich 2006 mit meinem damaligen Partner zusammen. Gemeinsam bauten wir die Schneestern GmbH & Co KG zu einem weltweit aktiven Unternehmen auf. Das Kerngeschäft lag im Bau und in der Wartung von Snowparks. Als ehemalige Freeski-Athleten wussten wir genau, worauf es ankommt. Nach und nach weitete es sich auch auf die Mitgestaltung und Umsetzung von Sport(groß)veranstaltungen aus.

Nach einem Jahrzehnt ließ sich jedoch das Gefühl der Überforderung nicht mehr ignorieren. Der schnelle Wachstum ging mit einer hohen Verantwortung Hand in Hand. Für die Beschäftigung von fast 100 Mitarbeitenden verantwortlich zu sein, während der Umsatz unter anderem an den Unsicherheitsfaktor Wetter geknüpft ist, überschattete den Erfolg. Da ich direkt vom Studenten zum Chef wurde, hatte ich selbst nie gute oder zumindest schlechte Führung erfahren. 2015 entschied ich mich dann für einen Exit. Dieser sollte sich jedoch noch über drei weitere Jahre hinziehen.

In dieser Zeit hätte ich mir die Unterstützung einer/eines Mentor*in gewünscht. Da ich außerdem alle Phasen eines Unternehmens kenne – von super gut bis existenzbedrohlich – unterstütze ich nun seit fünf Jahren beruflich und ehrenamtlich Geschäftführer*innen. Mit dieser Mission habe ich mich auch als Mentor im WERK1 beworben und schon einige Startups bei euch gecoacht.

Als Mentor hilfst du unseren Startups als Generalist statt Spezialist. Welchen Startups rätst du, ein Mentoring mit dir zu starten?

Meine Expertise lässt sich in zwei Hauptbereiche unterteilen: operative und finanzielle Strukturthemen vor allem bei frühphasigen Startups sowie Transformationen durch Gesellschafterwechsel.

Startups, die noch in einer frühen Phase stecken und zunächst ihr Finanzkonzept und ihre Wertschöpfungsketten entwickeln müssen, können von meinem Wissen im Bereich der Kostenrechnung und Kostentransparenz profitieren. Hier adressiere ich Fragen wie „Ab wieviel Einheiten rechnet sich mein Produkt überhaupt?“ oder „Wie sieht ein schlanker aber transparenter Buchhaltungsprozess aus?“. Dabei kann ich auch aus meinem Studium mit dem Schwerpunkt Steuerrecht schöpfen.

Durch meinen persönlichen Werdegang kann ich zudem Startups unterstützen, die eine festgefahrene Gründer*innen-Konstellation auflösen bzw. umstrukturieren müssen. Es hört sich weniger sexy an, ist jedoch ein sehr wichtiges Thema. Meiner Erfahrung nach kommt dies bei fast 50 % aller Startups in den ersten fünf Jahren vor.

Auch als Mentor kenne ich nicht auf jede Frage eine Antwort. Ich bilde mich jedoch selbst stetig fort – unter anderem mit mindestens drei Seminaren pro Jahr. Hierdurch habe ich vielseitige Kontakte und Anlaufstellen, weshalb ich zu fast allen Themen Literaturempfehlungen geben oder sie mit anderen Expert*innen verknüpfen kann.

Du baust derzeit ein Gründungszentrum in Dachau auf. Wie kam es dazu und wie ist es ausgerichtet?

Wenn man sich die Karte des Gründerland Bayerns mit den Anlaufstellen ansieht, ist die Region in und um Dachau ein weißer Fleck. Das wollte ich ändern. Die Gelegenheit bot sich, als ein Bekannter für ein Stockwerk in seinem geplanten Neubau noch keinen Bedarf hatte. Gemeinsam mit wenigen weiteren Ehrenamtlichen bauen wir eine regionale Anlaufstelle und Bühne für Gründer*innen auf. Die Mission liegt darin, Hürden für die Gründung von Startups zu reduzieren, Know-How in der Region zu bündeln und erfolgreiche Existenzgründungen im Landkreis Dachau anzusiedeln. Wir haben uns vier Pfeiler überlegt, auf denen das Konzept des Dachauer Gründerzentrum fußt: eine physische Anlaufstelle (=Startup-Büros), Mentoring-Programme zur schnellen Orientierung, Lerngruppen und Keynotes zur persönlichen Weiterbildung und Entwicklung der Gründer*innen selbst sowie ein starkes Unternehmens- und Expertennetzwerk für das Firmenwachstum. Diese Initiative ist beim Landkreis Dachau auf offene Ohren gestoßen, da schon seit mehreren Jahren der Wunsch nach einem Gründerzentrum besteht. Solange es eine solche Einrichtung nicht gibt, werden kluge Köpfe aus der Region weiter abwandern und ihren Betrieb anderswo etablieren. 

Vom Grundangebot orientieren wir uns an bestehenden Gründungszentren – wie auch dem WERK1, das als Vorbild fungiert. Dabei ist nicht das Ziel, große Anlaufstellen zu kopieren. Vielmehr wollen wir eine enge Zusammenarbeit fördern und aus deren Erfahrungen schöpfen. Wir alle wollen das Gleiche: Startups und deren Gründer*innen in ihrer Entwicklung unterstützen. Daher würden wir auch jederzeit Unternehmen auf andere Hubs verweisen, wenn wir den Eindruck haben, sie wären dort besser aufgehoben.

Im April 2022 wird der erste Spatenstich für den Bau des Gebäudes gesetzt. Die geplante Eröffnung ist dann in einem Jahr, Anfang oder Mitte 2023, angedacht.

Du steckst sehr viel Zeit und Energie in ehrenamtliche Arbeit. Warum machst du das?

Ich bin davon überzeugt, wenn du Gutes in die Welt hinaus trägst und Personen unterstützt, dann kommt es wieder zu dir zurück. Dies muss keine monetäre Entschädigung sein. Eine Belohnung übereinstimmend mit den eigenen Werten ist vielfach erfüllender. Es macht mich glücklich, meinen Erfahrungsschatz an Gründer*innen weiterzugeben und damit eine Hinterlassenschaft aufzubauen. Sobald jedoch das Projekt Dachauer Gründungszentrum up-and-running ist, erfülle ich mir ebenso einen Traum: ein Jahr Weltreise.

Hast du noch abschließende Worte, die du unseren Leser*innen und vor allem den Startups da draußen mitgeben möchtest?

Tipp 1: Lass Dir helfen

Lass dir helfen und such dir die Hilfe, die dich weiterbringt. Als Gründer*in muss man nicht alles wissen. Es gibt bereits genug Menschen, die sich mit unterschiedlichsten Themen tiefergehend beschäftigt haben. Mach dir das zu Nutzen. So kannst du auch den Erwartungsdruck senken sowie deine Leichtigkeit und Freude an deinem Unternehmen bewahren.

Tipp 2: plane vorausschauend, welche Kompetenzen dein unternehmen benötigt

Das Gründungsteam ist oft der limitierende Faktor eines Unternehmens. Plane vorausschauend, welches Wissen bzw. welche Kompetenz du dir für den nächsten Schritt deines Unternehmens aneignen solltest oder wenn das keinen Sinn macht, wie du diese Kompetenz anderweitig in die Firma holen kannst.

Tipp 3: Persönliche Werte sind wichtig

Bringe deine persönlichen Werte und die Werte deines Unternehmens überein. Beschäftige dich damit, was dir wichtig ist und wie du dein Leben gestalten möchtest.

Vielen Dank für die tollen Einblicke, Max. Hast du noch ein abschließndes Wort?

Auch ich bin noch auf der Suche nach einem/einer Mentor*in, der/die mich ab und an in die richtige Richtung schubst und würde mich freuen, wenn sich hierdurch jemand angesprochen fühlt.

Wir sind auf das Dachauer Gründungszentrum sehr gespannt und freuen uns über die tolle Zusammenarbeit. Vielen Dank und alles Gute bei deinen anstehenden Projekten!


Sport, Berge und outdoorbegeisterter Zahlenfreak! Gründung erste (nebenberufliche) Selbständigkeit mit 18 Jahren, BWL Studium von 2000 – 2005 an der LMU Muc. Gründung Schneestern 2006 (www.schneestern.com), Aufbau der Firma bis knapp 100 MA, Exit in 2018. Seit 2019 als Business Mentor tätig.

lisa

Beeindruckt von allem, was unsere WERK1 Community bereits erreicht hat, ist es mir ein Anliegen, ihre Geschichten in die Welt zu tragen. Deshalb verpacke ich ihre Erfolgserlebnisse und lehrreichen Erfahrungen in spannende Stories, um die Startup-Branche damit zu inspirieren.