Das Erfolgsrezept von Tacto

- 17. Mai 2022

Tacto Gründer

Ich hab eine Idee, eine gute Idee. Aber woher weiß ich, dass mein Produkt auch nachgefragt wird? Wie erreiche ich einen stabilen Kundenstamm und kann somit marktorientiert an meinem Produkt arbeiten?

Die drei Gründer von Tacto befassten sich gleich in der Anfangsphase mit diesem Problem sowie mit ihren zukünftigen, potentiellen Kundinnen und Kunden. 

Laut André, Mitgründer von Tacto, ist das genau der richtige Weg und er würde es immer wieder so machen.

Obwohl Tactos Startup-Idee und dieser kundenorientierte Ansatz schon Grund genug ist, einen intensiveren Blick auf das WERK1 Startup zu werfen, gab es zudem noch großartige News aus dem Hause Tacto. Das Gründerteam hat kürzlich in einer Seed-Finanzierungsrunde 5,3 Millionen Euro von Investoren erhalten. Mit dieser Finanzspritze arbeitet Tacto nun daran den Einkauf im industriellen Mittelstand zukunftssicher gestalten und nachhaltige Lieferketten zu schaffen. 

Um mehr zu erfahren, haben wir uns mit André, dem Gründer von Tacto, getroffen:

Franzi: Woher kam das Kapital für Euer Unternehmen?

Wir sind stolz und glücklich, sehr renommierte Investoren aus dem industriellen und digitalen Umfeld an unserer Seite zu wissen. Jüngst haben wir in einer Seed-Finanzierungsrunde 5,3 Millionen Euro eingesammelt – insbesondere von Cherry Ventures, UVC Partners und Visionaries Club sowie den Business Angels Hanno Renner (Personio), Michael Wax (Forto), Johannes Reck (GetYourGuide) und Torsten Reil (Helsing). Dankbar sind wir zudem über die tolle Unterstützung des CDTM, also Center for Digital Technology and Management, der TU München und natürlich auch dem WERK1, ohne die wir heute nicht da wären, wo wir sind.

Franzi: Wer ist Teil des Gründungsteams von Tacto?

Unser Tacto Gründungsteam besteht aus drei Mitgliedern, die sich bereits im Studium und am CDTM kennengelernt haben. Nachdem wir schon an der Uni an einigen Projekten zusammengearbeitet hatten, wurde uns schnell bewusst, dass wir die gleichen Werte und Philosophie vertreten. Zudem passen unsere komplementären Hintergründe Tech, Produkt und Business einfach optimal zusammen!

Doch nochmal einen Schritt zurück: Ich bin André Petry, einer der Geschäftsführer von Tacto. Durch meinen Hintergrund in BWL und Informatik konnte ich bereits bei meinen vorherigen Stationen wie BCG und appliedAI industriellen Unternehmen mit der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse sowie der Nutzung von KI im Einkauf helfen. Unser zweiter Geschäftsführer ist Johannes Groll, der bei Tacto für die Produktentwicklung verantwortlich ist. Mit seinem Forschungshintergrund in KI an der TU München half er früher bei Palantir, die geschäftskritischen Abläufe von Industrieunternehmen datengetrieben zu optimieren. Der Dritte im Bunde ist unser CTO Nico Bentenrieder. Er ist für die Softwareentwicklung verantwortlich. Mit seinem Wissen in Business und  Engineering war er vorher Teil des Teams für autonomes Fahren und unterstützte in der Webentwicklung bei BMW. 

Franzi: Und wie hat alles begonnen?

André: Angefangen hat alles in einem Labor in der TU. Dort hatten wir am Lehrstuhl für Datenverarbeitung unser erstes kleines Büro. Mehr als drei Personen hatten dort nicht Platz, aber für den Anfang hat es gereicht. 

Ein grobes Ziel hatten wir eigentlich sofort vor Augen. Es soll ein Startup im B2B Bereich mit Schwerpunkt im industriellen Mittelstand sein – denn unserer Meinung nach liegt dort das Rückgrat der europäischen Wirtschaft. Zudem ist München, durch das Potential im Digitalisierungs- und Softwarebereich, der perfekte Standort für unser Startup. Erstmal haben wir unsere Interessen zusammengetragen und mit unseren Erfahrungen verglichen. Relativ schnell hat sich dort das Interesse an Lieferketten bzw. dem Einkauf als Türöffner zu allen Lieferketten herauskristallisiert. Dementsprechend stand unsere Entscheidung fest: Damit starten wir ins Rennen.  

Kundengespräche über Kundengespräche zu führen, zählte am Anfang zu unserem täglich Brot. Während der über 400 Interviews entlang der gesamten Wertschöpfungskette und auch in den folgenden Geschäftsprojekten haben wir jeweils sehr eng mit verschiedenen Mittelständlern aus dem Einkaufsbereich zusammengearbeitet. Dieser enge Austausch mit den Entscheidern und Akteuren des Tagesgeschehens in den Unternehmen war nötig, um konstant Feedback auf unsere Ideen und Entwicklungen zu bekommen.

Die Interviewpartnerinnen und -partner, mit denen wir gesprochen haben, waren Menschen aus unserem Netzwerk aber auch aus dem unserer Investoren. Zudem haben wir auch viele Leute kalt akquiriert. Während dieser Phase habe ich es sehr zu schätzen gelernt, dass die meisten Leute aus dem Mittelstand gesprächsbereit waren. Ein weiterer Grund warum ich den mittelständischen Sektor sehr mag: Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass die Zielgruppe sehr aufgeschlossen gegenüber der Zusammenarbeit mit Startups und jungen Menschen ist. Wenn man einen echten Mehrwert liefert und es mit der Zusammenarbeit ehrlich meint, sind wir immer auf offene Ohren gestoßen. So haben wir viele Informationen über unsere Kunden und deren Probleme erhalten, konnten ihnen aber auch im Gegenzug mit unserer daraus resultierenden Idee bzw. unserem Produkt etwas zurückgeben. Quasi eine Win-Win-Situation und eine Zusammenarbeit, die auf Wertschätzung basiert. Beides Dinge, über die wir sehr glücklich sind.

Der Großteil unseres Kundenstamms ist im mittelständischen Maschinenbau angesiedelt – Funfact: Zufällig größtenteils im Schwabenländle. Dennoch wollen wir uns auf alle produzierenden und verarbeitenden Unternehmen konzentrieren. Das können dann auch Firmen aus den Bereichen Haushaltsgeräte und Medizintechnik aber auch in den verarbeitenden Industrien wie Chemie und Pharma sein. Für uns ist entscheidend, dass das Unternehmen etwas produziert oder verarbeitet. Das heißt, es muss ein physisches Produkt erzeugt werden, denn nur dann spielt auch der Einkauf eine wichtige Rolle.

Aber zurück zu der Problematik: Der Einkauf im industriellen Mittelstand ist heute geprägt von vielen Herausforderungen. Im Durchschnitt geben Industrieunternehmen rund 50-70 % ihres Umsatzes für Zukaufteile aus. Da die Produkte immer anspruchsvoller und die Lieferketten komplexer werden, muss der Einkauf die pünktliche, qualitätsgerechte, budgetkonforme und nachhaltige Lieferung tausender Teile sicherstellen. Zum einen muss – durch Lieferengpässe und Preissteigerungen – im Tagesgeschäft sofort reagiert werden. Zum anderen müssen die richtigen Weichen für die stetig steigende Komplexität durch z.B. Regularien wie das Lieferkettengesetz und LLEs gestellt werden. Und das alles muss so effizient wie möglich und unter limitierten IT Kapazitäten und Personalmangel bewältigt werden. Wertschöpfende, strategische Arbeit kommt dadurch oft zu kurz, da die richtigen Werkzeuge fehlen: Der Einkauf operiert heute noch zum Großteil im ERP, in verschiedenen Excel-Dateien und über Mails. Die bestehenden Tools sind dabei für mittelständische Unternehmen meist zu teuer, die Implementierung dauert zu lange und veraltete Technologien führen zu Unzufriedenheit bei Mitarbeitern.

Franzi: Wie kann man sich euer Produkt genau vorstellen?

André: Unser Produkt ist ein Betriebssystem für den Einkauf des industriellen Mittelstands. Auf der einen Seite können mit unserer KI-gestützten Software administrative Prozesse im Lieferantenmanagement und Anfragewesen automatisiert werden. Auf der anderen Seite unterstützen Einkaufsanalysen die strategische Arbeit, indem sie einen transparenten Überblick sowie proaktive Hinweise für Einsparpotenzial und Risiken bei Warengruppen, Artikeln und Lieferanten liefern. 

Im Ganzen, wollen wir mit Tacto den Mitarbeitenden im Einkauf eine Hilfestellung anbieten, damit sie Artikel und Warengruppen besser im Blick behalten können. Zudem unterstützen wir auch bei der prozessualen Umsetzung. Das kann man sich so vorstellen, dass erst folgender Hinweis gegeben wird: “Du solltest dir diesen Artikel genauer anschauen, denn es gab eine Materialpreisänderung”. Als Reaktion auf den Hinweis, unterstützt Tacto weiter bei der Reaktion auf den Hinweis, beispielsweise einer neuen Ausschreibung. Eine Angebotsanfrage kann durch das Tool automatisch an das Lieferunternehmen verschickt werden. So kann sich die Einkaufsabteilung auf wertschöpfende Tätigkeiten, vor allem auf die Beziehung zum Lieferanten, anstatt administrativer Tätigkeiten fokussieren. 

Franzi: Was sind eure Pläne für die Zukunft?

André: Unsere Vision ist es, die führende Software und Plattform für den industriellen Einkauf in ganz Europa zu sein. Wir wollen es den Einkäuferinnen und Einkäufern ermöglicht haben, vollkommen weg von lästigen Verwaltungsaufgaben zu sein und viel strategischer arbeiten zu können. Die Software soll die komplette Ausführung der Prozesse übernehmen und dabei helfen, die klassischen Fragen im Einkauf mithilfe künstlicher Intelligenz zunehmend automatisiert zu beantworten: 

  1. Was ist der Bedarf im Einkauf? Was wird eingekauft?
  2. Wer ist das Lieferunternehmen? Von wem wird eingekauft?
  3. Was sind die Konditionen? Wie kaufe ich ein?

Kurz gesagt wollen wir diese Fragen durch Automatisierung und maschinelle Intelligenz beantworten und nachhaltige Lieferketten im industriellen Mittelstand schaffen. 

In den ersten zwölf Monaten lag unser Fokus komplett auf unserem Tech-Produkt. Mit unseren Kooperationspartnerinnen und -partnern haben wir die erste Phase gemeinsam beschritten und konnten alle unsere Co-Innovationspartner von einer langfristigen Zusammenarbeit überzeugen. Nun geht es darum auch weitere industrielle Mittelständler dabei zu unterstützen Ihren Einkauf mit Tacto zukunftssicher aufzustellen.

Für uns steht jetzt aber erstmal das Team im Mittelpunkt. Derzeit besteht unser Team aus knapp 25 Leuten. Unser Ziel ist es nun das Kernteam weiter auszubauen. Im Endeffekt ist uns aber besonders wichtig, dass wir ein Team sind, das gut und gerne zusammenarbeitet. 

Franzi: Vom CDTM ins WERK1: Wie seid ihr eigentlich zu uns gekommen?

André: Das hat sich über viele Ecken ergeben: Cliniserve, Presize, Capmo und eine paar andere Startups, die wir aus dem CDTM kannten, hatten oder haben auch ein Büro im WERK1. Von ihnen wurde uns das WERK1 empfohlen. Und eines muss man sagen: Für uns ist es hier perfekt. Wir befinden uns in einer Phase, in der wir gefühlt alle zwei Monate aus unserem Office wachsen. Mittlerweile sind wir schon in unser fünftes Office hier im WERK1 gezogen. Aber nicht nur die Flexibilität finden wir super,  auch die Zusammensetzung aus einer coolen Community, dem Café und einem Setting, das optimal für Startups ist, gefällt uns sehr.  

Liebes Tacto-Team, wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg auf eurer Mission! Vielen Dank, André, für deine Zeit und die Einblicke in die Welt eures Startups.

Franziska Oetter

Hi, ich bin Franzi. Zusammen mit dem Communicationsteam im WERK1 schreibe ich Newsletter, poste auf Social Media und versuche die Community so gut wie möglich zu unterstützen.