Kannst du dir vorstellen, dass dir auf dem Gehsteig ein Roboter entgegen kommt? Oder, dass dein bestelltes Essen nicht von einem Mitarbeitenden eines Lieferdienstes gebracht wird, sondern von einem Roboter? Kannst du dir vorstellen, dass dir dein Kollege den ausgeliehenen Tacker nicht selbst zurückbringt, sondern den Roboter damit beauftragt?
Es klingt so, als wären wir noch weit von diesen Szenarien entfernt, aber es ist bereits jetzt Realität. Das WERK1 Startup Cartken etabliert Roboter in unseren Alltag und lässt die vermeintlich ferne Zukunft plötzlich ganz nah erscheinen.
Richtig abgeräumt …
… hat Cartken in ihrer letzten Seed Runde. In der Größenordnung von mehreren Millionen haben sie von VC Gebern aus dem Silicon Valley, Tokio und großen Konzernen Unterstützung bekommen. Mit dem Geld möchte Cartken ihre Roboter noch weiter hoch skalieren. Ziel ist es, dass schon Anfang 2022 mehr als 100 Roboter täglich für Kund*innen im Dienst sind. Einerseits sollen die jetzigen Partner die Roboterintegration weiter skalieren, aber auch neue Kund*innen und neue Use Cases an Board geholt werden. Ihre Technologie ist flexibel und damit nicht darauf beschränkt, nur Essen von A nach B zu transportieren.
Aber nicht nur in ihr Produkt will Cartken investiern, sonder auch in mehr Humanpower. Das heißt, immer mal wieder die Website checken und die Stellenausschreibungen nicht verpassen. Zuvor klären wir euch hier aber gerne noch ein bisschen genauer darüber auf, was Cartken macht.
Der Roboter
Cartken hat einen Roboter auf den Markt gebracht, der zwar keine Türen öffnen oder Treppen hochfahren kann. Aber er kann alles, was in seinen Transportraum passt, von A nach B bringen. Also perfekt geeignet für eine Kooperation mit Lieferdiensten, die den Roboter nach belieben branden und mit ihm das Essen vom Restaurant an den Bestellenden ausliefern können. Aber auch für die Intralogistik eignet er sich. Der Roboter kann ganz einfach im Arbeitsalltag im logistischen Material- und Warenfluss innerhalb eines Betriebsgeländes unterstützen und wertvolle Manpower einsparen. Eine Besonderheit ist, dass Cartken’s Roboter keine Umbauten an der Umgebung oder sonstige Infrastruktur brauchen um sich zurecht zu finden und produktiv zu sein – lediglich einen Platz zum “schlafen”.
Bis jetzt gibt es zwei Formfaktoren an Cartken-Robotern. Einen kleineren Roboter mit verschließbarem Corpus sowie ein Modell, das wie ein Pickup Truck mit einer integrierten Ladefläche aufgebaut ist um angepasste Aufbauten zu montieren.
Derzeit begegnet man hier in München noch keinem Roboter von Cartken auf der Straße. In Deutschland ist es noch schwer, eine Genehmigung zu bekommen – aufgrund von bürokratischen und komplizierten Prozessen. Einen Testbereich auf öffentlichen Straßen in München haben sie zwar angefragt, konnte bislang aber noch nicht bereitgestellt werden. Etwas anders sieht es in den USA aus. Dort gibt es einige Staaten, die Roboter auf öffentlichen Straßen explizit erlauben. Selbst in anderen Staaten ist die Rechtslage so, dass nur solange es nicht verboten ist und niemand etwas dagegen hat, die Roboter freie Fahrt haben. Aus diesem Grund und auch basierend auf der Tatsache, dass Cartken derzeit viele Anfragen von anderen Standorten außerhalb Deutschlands hat, beobachten sie weiterhin und warten noch ab, wie sich die Lage in Deutschland verändert.
Die Hardware des Roboters ist von Cartken komplett selbst entwickelt worden und jeder einzelne Roboter wird immernoch von ihnen selbst zusammengebaut. Aktuell ist das Team aber aktiv in Gesprächen mit Kooperationspartner*innen, um diesen Prozess auszulagern.
Nextlevel Navi
Ja, es ist also wirklich möglich, dass dir ein Roboter auf dem Gehweg entgegenkommt, oder dich sogar überholt. Die Roboter sind in schneller Schrittgeschwindigkeit unterwegs und man muss viele lange Schritte machen, um mithalten zu können.
Damit der Roboter nicht gekidnappt wird ist er ziemlich schwer, verschließbar und videoüberwacht. Die Videoüberwachung gilt nicht nur der Sicherheit des Roboters und des Lagergutes. Durch die Videoaufzeichnung können die Mitarbeitenden von Cartken das Verhalten des Roboters überwachen und in unerwarteten Situationen eingreifen. Auch bei Verkehrskreuzungen wird eine menschliche Freigabe benötigt. Das heißt, wenn der Roboter an eine Ampel oder Zebrastreifen kommt, bleibt er stehen, sendet ein Signal an die Mitarbeitenden, die dann bei grünem Zeichen die Fahrt weiter freigeben können. Im Endeffekt kann man sich vorstellen, dass der Roboter mit drei Handys ausgestattet ist, die über eine ganz normale Mobilfunkverbindung in Form eines Uplinks funktionieren. Die dreifach redundanten Uplinks werden benötigt, um Sicherheit zu haben, sollte ein Provider ausfallen.
Der Roboter fährt mit Hilfe eines “Nextlevel Navis”. Er kartiert die Umgebung und weiß exakt, wie diese geometrisch aussieht. In dieser von Cartken eigens erstellten Karte ist nicht nur die Umgebung dargestellt. Dort ist auch abgespeichert, wo ein Gehweg ist, wie breit dieser ist und wo genau der Roboter fahren kann. Geht also eine Anfrage für eine Lieferung bei Cartken ein, wird automatisch ein Routenplan in ihrer Karte erstellt. Ausreichend detailliert ist beispielsweise die Karte von Google nicht. Diese beinhaltet einige dunkle Flecken, ist lange nicht so genau und kann die Ankunftszeit nur recht grob schätzen, verglichen mit der Karte des WERK1 Startups.
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Weitere InformationenVom Silicon Valley in die Isarmetropole München
Jonas arbeitete drei Jahre in dem weltweit bekannten US-amerikanischen Technologieunternehmen Google. In seiner Zeit dort, im Silicon Valley, beschäftigte er sich bereits intensiv mit Robotics Projekten und arbeitete ein Jahr gemeinsam mit seinen jetzigen Mitgründern in einem internen Google Incubator zusammen.
Cartken haben sie mit dem Ziel gegründet, die Last Mile Delivery und Intralogistik mit Hilfe von Robotern zu verbessern. Sie haben sich früh darüber Gedanken gemacht, wo sie sich am Besten aufstellen wollen. Schnell wurde ihnen klar, dass das Silicon Valley für sie einen sehr ansprechenden VC (Venture Capital) Markt bereitstellt. Durch ihre lange Zeit bei Google haben sich die Gründungsmitglieder dort zudem ein großes Netzwerk mit wichtigen Verbindungen aufgebaut. So stand fest: der Hauptsitz bleibt in den USA. Dennoch ist das Silicon Valley als Development Standort für Cartken nicht sehr attraktiv. Der Gehaltsspiegel ist extrem hoch, die Konkurrenz einiger großer Firmen ist ebenfalls vertreten und es gibt oftmals Probleme mit der Migrationspolitik im Hinblick auf Visum und Greencard. Cartken hat sich dazu entschieden, die Hardware weiterhin in den USA zu produzieren, wählte als Haupt-Entwicklungsstandort allerdings München aus und gründete hierfür eine Tochtergesellschaft.
Für diesen Standort spricht laut Jonas:
- eine Vielzahl von gut ausgebildeten und qualitativ hochwertigen Bewerbern
- einen auf Deutschland-Ebene zwar hohen, aber aus internationaler Sicht einen niedrigen Gehaltsspiegel
- eine attraktive Lage und eine lebenswerte Umgebung
Wir freuen uns darauf, in Zukunft den Cartken-Robotern auch auf unseren Straßen zu begegnen, bedanken uns bei Jonas für das tolle Gespräch und sagen nochmal Glückwunsch zur erfolgreichen Finanzierungsrunde.