So klappt’s mit Venture Capital – im Interview mit Startup-Mentor Christian Altenhofen

- 28. Oktober 2021

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Christian ist Mentor im WERK1 und seit vielen Jahren die Anlaufstelle für Startups, wenn es um Venture Capital, die Vorbereitung auf Finanzierungsrunden, Vertragsverhandlungen und Co. geht. Im Interview hat er mit uns unter anderem über seine Zusammenarbeit mit den WERK1 Startups und Tipps für erfolgreiche Investmentrunden gesprochen.

Lieber Christian – stell dich doch zuerst einmal vor: Wer bist du und was ist dein beruflicher Hintergrund?

Mein Name ist Christian Altenhofen, ich habe Rechtswissenschaften studiert und im Anschluss daran promoviert. Ich war 5 Jahre Dozent für Wirtschaftsrecht an der Universität Passau und danach in einer internationalen Großkanzlei tätig. Dort habe ich Privat Equity und Venture Capital Deals betreut. Aktuell arbeite ich in einer renommierten internationalen Kanzlei als Knowledge Lawyer und bin unter anderem auch für (Late Stage-) Finanzierungsrunden für große Investor*innen zuständig. Ich begleite hier die internationale Fokusgruppe und bereite unser global gesammeltes Wissen auf. 

Wie kam es dazu, dass du Mentor im WERK1 wurdest?

Robert Richter und ich kennen uns seit unserem Studium in Passau. Er hat mitbekommen, dass ich viel mit Startups arbeite und ich wusste, dass das WERK1 eine tolle Möglichkeit für junge Unternehmen ist. Wir sind uns beide einig, dass Startups viel Wissen benötigen um Fehler zu vermeiden und vorwärts zu kommen. Ich will dieses Wissen gern ehrenamtlich weitergeben und die Zusammenarbeit zwischen dem WERK1 und mir hat von Anfang an sehr gut geklappt. 

Wie hilfst du den WERK1 Startups?

Ich habe selbst ein Startup gegründet und bin dort und in einem anderen Startup Mitglied im Advisory Board. Neben meiner beruflichen Tätigkeit bekomme ich hierdurch sehr direkt mit, wo bei Startups Beratungsbedarf besteht. So habe ich festgestellt, dass vor allem bei Vertragsverhandlungen Unsicherheiten bestehen und entscheidendes Wissen fehlt. Ganz generell bereite ich daher Startups auf Verhandlungen mit Investoren vor, halte Vorträge und coache sie individuell. Dies geschieht oft im Vorfeld von Finanzierungsrunden. Auch kommen die CEOs auf mich mit verschiedenen Fragen zu ihren Rechten und Pflichten zu oder auch, wenn es um Gesellschaftervereinbarungen oder Streitigkeiten unter Gesellschaftern geht. Hier kann ich oft bei der Streitschlichtung helfen und Lösungen vorschlagen.

Aus beruflicher Sicht stehe ich ja eher auf Investor*innenseite und das ist auch einer der Kernpunkte, den ich den Startups vermitteln möchte: Ich kenne die Investor*innensicht und weiß wie sie ticken bzw. verstehe ihre wirtschaftlichen Interessen. Durch dieses Wissen will ich eine Brücke zwischen Startups und Investor*innen bauen und versuche den Gründenden so viel wie möglich durch meine Erfahrungen mit auf den Weg zu geben.

Oftmals ist auch nicht klar, wann ein*e Anwalt*in eingeschaltet werden sollte und wann man Dinge selbst lösen kann. Wenn ich den Eindruck habe, dass nun rechtliche Hilfe gefragt ist oder Fragen außerhalb meines Kompetenzbereichs liegen, verweise ich auch gerne an Kolleg*innen und agiere hier als eine Art Vermittler.

Eine deiner Kernkompetenzen ist Venture Capital – wie schaffen es Startups, an solch eine Finanzierung zu gelangen?

Zuerst einmal muss man eine*n Investor*in suchen und auf diese*n zugehen – in einigen Fällen kommen die Investor*innen auch auf die Startups zu. Dann stellt man seine Idee vor und erklärt, warum es sich für die Investor*innen lohnt dort einzusteigen. Bei einem solchen Pitch ist es besonders wichtig überzeugend aufzutreten. Allgemein gibt es hier jede Menge Marktstandards zu beachten. Daran sollte man sich orientieren, wenn man nicht von vornherein ausscheiden möchte.  

Wichtig ist vor allem zu verstehen, dass die Investor*innen zunächst immer auf das Team und die Menschen hinter dem Startup schauen. Da kann die Idee noch so gut sein, wenn die Leute nicht überzeugen, wird es keine Investition geben. Das muss man in den Verhandlungen rüberbringen wobei hier eine gute Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang natürlich auch darzustellen, dass die Idee skalierbar ist und wie ein möglicher Exit aussehen könnte.

Ist Venture Capital für jedes Startup sinnvoll?

Nein, nicht unbedingt – es kommt ganz auf die Ziele, das Stadion und die Strategie an. Auf Grundlage dieser Strategie überlegt man sich dann welche Leute man braucht, welches Kapital nötig ist und ob man dafür eine*n Geldgeber*in braucht oder eben nicht. Es gibt durchaus Startups, die es auch ohne Investor*in schaffen. 

Gibt es verschiedene Arten von Investor*innen?

Ja, es gibt die Seed Investor*innen, die gleich am Anfang einsteigen, wenn sie von einer Idee überzeugt sind. Diese Art der Kapitalgeber*innen stecken dann aber natürlich noch nicht so viel Geld in das Startup. Auf der anderen Seite stehen die Venture Capital Investor*innen, die erst nach der Seed Phase einsteigen und welche weitaus mehr für ihr Geld erwarten: Nämlich Zahlen und Fakten. Dann gibt es noch die Late Stage Investoren, die erst in späteren Finanzierungsrunden einsteigen und nicht selten zwei bis dreistellige Millionenbeträge investieren. Eine interessante Entwicklung ist hier das Interesse von einigen großen PE-Investoren, die immer öfter im VC Geschäft mitmischen wollen. 

Haben bestimmte Branchen mehr Chancen auf Investitionen?

Tatsächlich wird derzeit bevorzugt in DeepTech, ClimateTech und Healthcare Startups investiert. Auch FinTechs sind weiterhin sehr beliebt. Allgemein hat alles, was mit künstlicher Intelligenz, Robotik usw. zu tun hat, die besten Chancen auf eine Finanzierung, da hier eine besonders große Nachfrage am Markt besteht. Das heißt aber nicht, dass ein Startup aus einem anderen Bereich nicht ebenso schnell eine Finanzierung bekommen kann. Es liegt letztlich immer an der individuellen Idee.

Wie können die WERK1 Startups mit dir in Kontakt treten?

Entweder direkt über das WERK1 Mentoring Programm, via E-Mail oder über mein LinkedIn Profil. Dabei spielt es auch keine Rolle ob die Startups ein längerfristiges Coaching anstreben oder nur eine einzelne Frage haben – ich stehe gerne als Sparringspartner zur Verfügung. 

Wir bedanken uns recht herzlich bei Christian für das sehr interessante und aufschlussreiche Interview und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

luisa

Hey, ich bin Luisa, arbeite als Redakteurin und Konzepterin für das WERK1 und bin unter anderem für die Erstellung der Blogartikel zuständig. Privat bin ich auch gerne kreativ, schwinge den Schneebesen beim Backen oder genieße Zeit in der Natur beim Wandern oder an der schönen Isar.