Female Founder Power aus dem WERK1

- 8. März 2023

Stark anmutende Frauenfigur mit erhobener Faust vor Sonnenuntergang.

Zum Weltfrauentag 2023 schauen wir auf den Status Quo der Gründerinnenquote in Deutschland (Spoiler: Da geht noch was!) und sprechen mit drei Female Founder aus dem WERK1, was ihre Herausforderungen und Tipps für (angehende) Gründerinnen sind. 

Eine gute Nachricht vorneweg: Der Anteil an Gründerinnen wächst kontinuierlich! Um die nun aufkommende Euphorie aber sofort wieder zu dämpfen, werfen wir einen genaueren Blick auf die Zahlen: Der Anteil der Gründerinnen in Deutschland ist in 2022 auf 20 % gestiegen, in 37 % der Gründungsteams ist aktuell mindestens eine Frau vertreten. (1) Bundesweit lag der Gründerinnen-Anteil laut des KfW Gründungsmonitor im Durchschnitt in den Jahren 2016 bis 2018 bei etwa 19% (2). Auch wenn nun also ein Trend nach oben zu erkennen ist, bleiben Frauen nach wie vor klar unterrepräsentiert in der Gründungsszene. Um bis beispielsweise 2030 Parität zu erreichen, müsste sich der Wachstumstrend der letzten Jahre massiv steigern. 

WERK1 Gründerinnen berichten von ihren Erfahrungen

Aber woran liegt es denn eigentlich, dass so viel weniger Frauen die Gründung wagen? Und welche Maßnahmen helfen? Die Ursachen für den noch geringen Frauenanteil in der Gründungsszene sind so vielfältig und divers wie die Biografien der Gründerinnen. Wir haben den Weltfrauentag am 8. März zum Anlass genommen, mit drei Gründerinnen aus dem WERK1 über ihre Erfahrungen und Herausforderungen als Female Founder zu sprechen. 

Niao Wu hat gemeinsam mit Jens Wöhrle die onyo GmbH gegründet. Das Startup unterstützt seit 2021 mit einer digitalen Plattform Unternehmen dabei, ergonomische Arbeitsplätze zu den Mitarbeitenden nach Hause zu bringen. So sehr sie selbst die Freiheiten genießt, die das Leben als Gründerin mit sich bringt im Vergleich zur Konzernkarriere, rät sie dennoch angehenden Female Founders dazu, sich frühzeitig Gedanken zu machen, ob eine Gründung eine Option ist. Einerseits findet sie, dass viele Frauen zu brav sind und sich selbst zu wenig zutrauen, statt einfach durchzustarten.

Andererseits gibt es aber besonders für Frauen durchaus andere Fragestellungen vor einer Gründung zu beantworten als für Männer: Immerhin fällt die Gründung häufig in die Phase der Familienplanung. Selbstständige und Gründerinnen haben beispielsweise bisher keinen Anspruch auf Mutterschutz und Beschäftigungsverbot, wie es Angestellte haben. 

Ihr ist es wichtig, sich regelmäßig mit anderen Gründerinnen auszutauschen. Sie hätten schließlich alle häufig mit den gleichen Problemen zu kämpfen, da helfe der Austausch sehr. Und andere dann unterstützen zu können, sei super befriedigend!

Diversität sollte der Standard sein

Auch Ulrike Jehle steht in regem Austausch mit anderen weiblichen Entrepreneuren, u.a. bei den “Women in Urban Mobility”, einem Kreis für Frauen, die im Feld urban mobility aktiv sind. Gemeinsam mit Elias Pajares und Majk Shkurti entwickelt sie mit ihrem Startup Plan4Better das digitale Tool GOAT, um Stadtplanern und Entscheidungsträgern bei der Gestaltung nachhaltiger Städte und Regionen zu helfen. Sie rät zudem dazu, frauenspezifische Coachings und Förderungen wahrzunehmen. In München gibt es mittlerweile einige Programme speziell für Frauen. 

Mit One Mission beispielsweise haben (ehemalige) WERK1 Teammitglieder 2019 eine Initiative ins Leben gerufen, die sich der Förderung von mehr Diversität in der Gründungsszene widmet. Sie unterstützen mit Workshops, Networking Events und einem Mentoring Programm Startups dabei, Gender Diversity von Anfang an in die Unternehmenskultur mit einzubeziehen, um Wachstum und langfristigen Erfolg zu gewährleisten. 

Für Ulrike ist es als Gründerin und mittlerweile auch Arbeitgeberin immens wichtig, auf die Diversität des Teams zu achten – wobei sie betont, dass sie nicht nur auf Geschlecht, sondern auch auf Herkunft, Religion und Alter achten. Aktuell haben sie in ihrem 11köpfigen Team eine fast 50:50 Aufteilung. Etliche Studien (3) haben in den letzten Jahren ergeben, dass Unternehmen, die sich durch ein hohes Maß an Diversität auszeichnen, innovativer, erfolgreicher und profitabler sind. Besonders signifikant ist dies beim Frauenanteil in der Führungsriege.

Das Ziel nie aus den Augen verlieren – auch wenn es manchmal schwierig ist

Über Frauen in der Führung kann Antonia Saleh ein paar Geschichten erzählen. Zusammen mit Simon Osterlehner digitalisiert Antonia mit ihrem Startup Simpleprax die Patientendatenerhebung in medizinischen Einrichtungen. Immer wieder passiert es ihr, dass ihr männlicher Co-Gründer als ihr Vorgesetzter wahrgenommen werde oder Email-Kommunikation mit Investoren, die eigentlich über sie lief, doch bei Simon lande. Immer wieder ärgerlich!

Wobei Antonia betont, dass bei ihr auch das noch junge Alter eine Rolle spielt und sie als junge Frau unterschätzt oder sogar diskriminiert werde. Ihr Tipp: Fokussiert bleiben und die Vision nicht aus dem Blick verlieren.

Auch sie rät wie Niao und Ulrike dazu, sich im Zweifel einfach zu trauen und die Gründung zu wagen! 

(1) vgl. hierzu: https://startupverband.de/fileadmin/startupverband/forschung/studien/ffm/Female_Founders_Monitor_2022.pdf

(2) vgl. hierzu: https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/Service/Download-Center/Konzernthemen/Research/KfW-Gr%C3%BCndungsmonitor/

(3) vgl. beispielsweise hierzu: https://www.mckinsey.com/de/news/presse/neue-studie-belegt-zusammenhang-zwischen-diversitat-und-geschaftserfolg

Judith Anger