Zehn Jahre WERK1: Rückblick und Ausblick 

- 17. Juli 2023

WERK1 und WERK1.4

Dieses Jahr hat es in sich für das WERK1: Wir feiern nicht nur den 10. Geburtstag, sondern eröffnen auch unser neues Gebäude WERK1.4.!  Der perfekte Anlass, um mit den drei (ehemaligen) Geschäftsführern des WERK1, Dr. Franz Glatz, Dr. Florian Mann und Dr. Robert R. Richter, auf die letzte Dekade zurückzuschauen und auch einen Ausblick auf die Zukunft für das WERK1 und die Münchner Gründerszene zu wagen! 

Franz, du bist der Gründervater des WERK1, erzähl mal:  Wie kam es zur Gründung des WERK1 im Werksviertel vor zehn Jahren beziehungsweise zum Umzug des b-neun aus Unterföhring?  

Franz Glatz: Die Zielgruppe des b-neun, „Startups mit Web-Ideen“, wollte nicht in das Gewerbegebiet in Unterföhring. Deshalb haben wir uns 2010 entschlossen, etwas „downtown“ und „nicht münchen-typisches“ zu schaffen. Über einen Kontakt in der Computerspiel-Entwickler-Szene in München bin ich auf Werner Eckart und die Kultfabrik gekommen. Ich wusste sofort, dieses Gebäude ist es! 

Was waren die damaligen Schwerpunkte des WERK1 und wie hat sich das im Lauf der Jahre verändert? 

Franz Glatz: Das bneun in Unterföhring war ein Medien-Gründerzentrum, initiiert von Leo Kirch und dem damaligen Wirtschaftsminister Otto Wiesheu für die „jungen Wilden der Medienbranche“. Deshalb war unser Fokus auch die ersten zwei Jahre noch auf der Games-Branche. Wir haben den von Anfang an bestehenden Coworking Space weiterentwickelt, der vor allem durch die Eröffnung des WERK1 Cafe im Jahr 2015 einen richtigen Schub bekommen hat. Mit dem ersten europäischen Insurtech-Accelerator “Insurtech-Hub” haben wir unseren Fokus ab 2016 erweitert.  

Florian, du hast das WERK1 2017 übernommen – was war deine Vision für diesen Ort? 

Florian Mann: Ich wollte diesen kreativen Rohdiamanten im Werksviertel zu einem Hochleistungszentrum für Digitalstartups machen! Es sollte eine Auszeichnung sein, Teil der WERK1 Community zu sein, daher haben wir klare Kriterien bei der Auswahl der Startups eingeführt – haben dabei aber darauf geachtet, mit dem Coworking, dem Café und den Events gleichzeitig immer eine offene Tür zu haben! 2018 ist mir dann übrigens unser Slogan unter der Dusche eingefallen: Das WERK1 sollte “der Startup-freundlichste Ort Münchens” sein. Ich glaube, das ist uns gelungen!

Die Pandemie hat einen Ort wie das WERK1, der von Begegnung und Community lebt, ja hart getroffen. Wie habt ihr die Zeit erlebt? 

Florian Mann: Das war echt eine Katastrophe! Die persönliche Begegnung ist in der DNA des WERK1 – das ist einfach von heute auf morgen weggefallen. Auch unsere Erlöse sind ja plötzlich eingebrochen! Hier hat die Förder- und Finanzierungsstruktur durch den Freistaat Bayern uns ungemein geholfen. Es stand nie zur Debatte, dass wir das WERK1 schließen müssen. Wir als Team sind zusammengerückt und haben wie ein Startup gehandelt: Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern schauen, was wir aus der Situation machen können und vor allem zügig und entschlossen handeln! Das tolle Podcast Studio ist übrigens in dieser Zeit entstanden – es hatte also auch sein Gutes! 

Apropos Startup! Du hast im vergangenen Jahr an Robert übergeben, um selbst zu gründen – wie ist es, die Seite zu wechseln? 

Ja, ich habe quasi vom Coach zum Spieler gewechselt! Gemeinsam mit meiner Frau entwickle ich ihre junge Praxis in der Münchner Innenstadt zu einer Boutique Kinderwunschklinik, um einem der ganz großen Probleme unserer Zeit zu begegnen. Und ich habe FERTILA die Fertila GmbH gegründet. Es ist super cool aber auch extrem – mehr Verantwortung als mit einem eigenfinanzierten Familienunternehmen geht einfach nicht, das muss man auch aushalten! Aber die Gründerinnen und Gründer im WERK1 waren da einfach die beste Inspiration.

Robert, du hast das WERK1 2022 von Florian übernommen – was ist denn nun deine Vision für diesen Ort?

Robert Richter: Erst einmal muss ich sagen, wie dankbar ich bin, dass ich mit Franz und Florian zwei tolle Vorgänger hatte, ohne die es das WERK1 in seiner heutigen Form nicht geben würde! Mit unserem Erweiterungsbau WERK1.4 stoßen wir nun nach zehn Jahren flächenmäßig in eine neue Liga vor und erweitern unser Angebot nicht nur um weitere Büros, Meeting- und Eventflächen, sondern auch um ein für München völlig neues Coliving Konzept. Dies alles eröffnet uns zukünftig ganz neue Optionen! Die Vision ist, das WERK1 zum internationalen Drehkreuz für Tech-Startups weiterzuentwickeln. Durch Kooperationen mit anderen Gründerzentren weltweit können unsere Startups leichter internationale Märkte erobern, wohingegen Teams aus aller Welt über unser Coliving in den deutschen Markt eintreten können und über das WERK1 ins Startup Ökosystem integriert werden. Das WERK1: Known in the world, in Munich dahoam! 

Du hast es schon angesprochen: Nun ist seit ein paar Wochen das neue Gebäude WERK1.4 eröffnet. Was ist die Idee dahinter? Wie habt ihr die Bauphase und den Umzug erlebt? 

Robert Richter: Seit Jahren trieb uns immer die Idee um, wie wir das Ankommen nationaler wie internationaler Mitarbeitende unserer Startups sowie von Startups, die nach Deutschland expandieren wollen, unterstützen können. Da wurde die Idee geboren, dass wir im neuen Gebäude auch Coliving anbieten wollen, um Startups das Ankommen in der Stadt zu erleichtern. In einer Stadt wie München, wo Wohnraum sehr knapp und teuer ist, ein geniale Idee – du kommst in München an, wirst im WERK1 empfangen und kannst von Tag Eins an sofort unternehmerisch Gas geben. Appartement, Arbeitsplatz, Coaching und Netzwerk werden durch das WERK1 gestellt. Das ist Startup-freundlich at it’s best! Soweit zur Idee – die letzten mehr als dreieinhalb Jahre waren sodann von Planung und Bau geprägt! Insbesondere die vergangenen Wochen des Umzugs und Hochfahrens des Gebäudes waren sehr arbeitsintensiv und einige Kinderkrankheiten halten uns auch noch in Atem – aber das Werksviertel-Mitte und v.a. das WERK1 Team haben das hervorragend gewuppt und das macht mich richtig stolz, dass wir solch gute Leute im Team haben, die füreinander einstehen und sich für unsere Residents ein Bein ausreißen! 

Was wünscht ihr dem WERK1 und der Gründerszene zum 10. Geburtstag? 

Franz Glatz: Noch viele erfolgreiche Startups und vielleicht auch noch ein Unicorn mehr…. 

Florian Mann: Ja, und weil es dafür Leute braucht, die sich ihre unternehmerischen Träume erfüllen, wünsche ich uns allen, dass noch mehr Menschen die Courage finden, den Verlockungen der hohen Corporate Gehälter zu widerstehen und stattdessen ihre eigenen Ideen zu verwirklichen! 

Rober Richter: Da schließe ich mich an und wünsche der Gründerszene eine Politik, die entbürokratisiert statt stetig neue Vorschriften schafft, Chancen statt Risiken in Digitalisierung & Deep-Tech sieht, Unternehmertum vor Planwirtschaft stellt und Technologieoffenheit anstelle von Verboten propagiert, sodass unsere Gründerinnen und Gründer ihr volles Potential entfalten können.  

Wagen wir zum Abschluss noch einen Blick in die Kristallkugel – wo seht ihr das WERK1 in zehn Jahren? 

Franz Glatz: Größenwahnsinnig gedacht: zehnmal so groß!

Florian Mann: Ich glaube auch, dass das WERK1 nochmal massiv wachsen wird – da geht noch was!

Robert Richter: In den Top Ten der besten Gründerzentren für digitale Tech Startups weltweit. 

Ok, ihr seid euch sehr einig – dann muss es ja so kommen! Vielen Dank für das Gespräch! 

Biographien

Über Dr. Franz Glatz

Dr. Franz Glatz ist Geschäftsführer der Digitales Gründerzentrum der Region Ingolstadt GmbH. Mit den Inkubatoren brigk und brigkAIR unterstützt er Startups in der Region Ingolstadt, vor allem mit dem Fokus Air Mobility und Drohnen. Zudem hat er diverse laufende Lehraufträge an Hochschulen und Universitäten zu den Themen Design Thinking und Lean Startup. Nach Stationen bei der TU München und der Bayerischen Landesbank arbeitet Franz Glatz seit über 20 Jahren in der Gründerszene und baute das Garchinger Technologie- und Gründerzentrums (gate) und das WERK1 auf.

Über Dr. Florian Mann

Dr. Florian Mann verfolgt als Co-Founder der FERTILA GmbH und Mitgründer der Kinderwunschklinik „Die Kinderwunschärztin“ in München seinen eigenen Unternehmertraum. Auf der Plattform FERTILA finden Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch eine erste Anlaufstelle, hilfreiche Informationen und eine Klinik-Datenbank zur Unterstützung auf dem Weg zum Wunschkind. Florian Mann besitzt langjährige Erfahrung mit digitalen Geschäftsmodellen u.a. als Leiter Corporate Development bei Burda Digital (Hubert Burda Media) und als Geschäftsführer der Arbeitgeberbewertung kununu. Zuletzt leitete Herr Dr. Mann als Geschäftsführer das digitale Gründerzentrum WERK1 in München. 

Über Dr. Robert R. Richter 

Roberts Mission als Geschäftsführer des WERK1 ist es, das WERK1 als startup-freundlichsten Ort Münchens in die internationale Spitzenliga der Gründerzentren zu entwickeln. Durch seine Erfahrungen und Promotion im Bereich Fördermittelakquise unterstützt Robert Startups beim Thema Funding und verbindet als Netzwerker aus Leidenschaft Startups mit den richtigen Ansprechpartner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Zuvor baute Robert bereits erfolgreich den Gründerzentrenverbund in Niederbayern, mit Schwerpunkt INN.KUBATOR in Passau, auf.

Judith Anger