Solange es uns gut geht, machen wir uns wenig Gedanken um unsere Gesundheit. Mit digitalen Lösungen zum Thema, beispielsweise Telemedizin oder Tracking, fremdelten die Deutschen lange. Durch Corona und das Digitale Versorgungsgesetz hat sich die Situation stark verändert. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Schlagwort ‘Digital Health’? Welche HealthTech Startups sitzen im WERK1? Und was ist das H+ Innovation Programme?
Expansion der Health Branche
Der Datenschutz. Die mangelhafte technische Infrastruktur. Das bequeme Beharren auf lang eingeübte Prozesse. Und natürlich das generelle Unbehagen, wenn es darum geht, sich mit der eigenen Gesundheit (also auch: Krankheit) auseinanderzusetzen. Die Deutschen waren lange gut darin Gründe dafür zu finden, sich nicht intensiver mit digitalen Gesundheitslösungen auseinanderzusetzen. Das Ende 2019 von der Regierung verabschiedete Digitale Versorgungsgesetz (DVG) sollte dies ändern. Und dann kam Corona.
Schneller als die Akteure aus Politik und Digital Health-Branche sich das jemals hätten träumen lassen, änderte sich die allgemeine Einstellung zu digitalen Gesundheitslösungen. Insbesondere E-Health-Plattformen und die Telemedizin haben in Deutschland von der Krise profitiert. Aber auch Ärzte, Krankenhäuser, Versicherer und nicht zuletzt die Patienten haben erkannt, dass sie schnell und lösungsorientiert digitaler werden müssen. Dies ist die Stunde der Digital Health Startups.
Das WERK1 und der Ausbau der Health Branche in München
Bereits Anfang 2018 haben das WERK1 und Roche das erste Accelerator Programm zum Thema “Digital Health” in München ins Leben gerufen. Ziel war es, digitale Innovation und den Austausch zwischen Industrie und Health Startups zu fördern. Mehr Infos zu dem Programm und den Startups gibt es hier.
Zusätzlich dazu haben wir mit dem InsurTech Hub Munich (ITHM) ein Ökosystem aus Versicherungs- und branchenübergreifenden Partnern, Startups, Investoren, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Experten sowie staatlichen Stellen geschaffen. Im aktuell laufenden H+ Digital Health Innovation Programme unterstützt das ITHM-Team – in Kooperation mit dem Digital Health Hub Nürnberg/Erlangen – Gründer bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle. Wie genau, erfährst du weiter unten im Beitrag.
Health Startups im WERK1
Auch viele WERK1 Startups und Alumni haben sich dem Thema Health gewidmet. Sowohl für Patienten als auch für Pflegeeinrichtungen gibt es mittlerweile smarte Lösungen im Gesundheitswesen.
Cliniserve
Unser Startup Cliniserve zum Beispiel geht mit einer App das Pflegeproblem an. Mithilfe der App können Patienten im Krankenhaus klar kommunizieren, was sie genau brauchen. So können die Pflegekräfte über ihr eigenes Cliniserve Smartphone die Aufgaben organisieren und kostbare Zeit sparen. Mehr über Cliniserve erfährst du hier.
Klinikradar
Um erstmal das richtige Krankenhaus zu finden hat unser Health Startup innomeda GmbH Klinikradar entwickelt. Die Website hilft, für eine optimale medizinische Versorgung die passende Klinik zu finden.
Qolware
Mit ihrer App LOLA hat unser Alumni Qolware einen Notfallalarm- und Gesundheitsüberwachungsassistenten für Smartwatches und Smartphones entwickelt.
mimeno
Auch für die Wechseljahre gibt es mittlerweile die passende App. Unser Alumni Health Startup mimeno hat eine App entwickelt, die die Symptome tracken kann und individuelle Tipps für die Menopause liefert.
virtonomy
Einer ganz besonderen Mission hat sich auch unser WERK1 Startup Virtonomy gestellt. Sie wollen Tierversuche in der Medizin durch virtuelle Patienten ersetzen. In unserem Podcast erfahrt ihr die ganze Geschichte des Startups vom Gründer Dr. Simon J. Sonntag.
NIUU.me
Eine hohe Lebensqualität führt selbstverständlich auch zu besserer Gesundheit. Als diesem Grund hat NIUU.me ein innovatives, komplementäres Angebot in den Bereichen extreme Kälte, Tiefenwärme, Kompressions-Lymphdrainage, Vitamine und Meditation entwickelt.
Neolexon
neolexon entwickelt digitale Anwendungen für die Logopädie, z.B. für Kinder mit Ausspracheproblemen wie Lispeln oder Erwachsene, die ihre Sprache nach einem Schlaganfall verloren haben. Mehr über neolexon kannst du hier lesen.
Medikura
Medikura verbindet als digitale Plattform Patienten, medizinische Fachkreise, Pharmaunternehmen und Gesundheitsdienstleister. So erhält der Patient arzneimittelrelevante Informationen schnell und unkompliziert.
DeepC
Die Gründer unseres WERK1 Startups deepC haben es sich zur Aufgabe gemacht, jedes Krankenhaus weltweit mit einer hochmodernen, selbstlernenden KI auszustatten. So sollen die aktuell noch zu 99% unstrukturierten biomedizinischen Daten künftig für Modellausbildungen genutzt werden können.
QYOBO
Daneben gibt es auch viele Health Startups, die sich auf die B2B Seite im Gesundheitswesen fokussieren. Unser Startup QYOBO bietet eine Marktplattform, die die weltweite Versorgung mit pharmazeutischen Wirkstoffen und Chemikalien transparenter, sicherer sowie kosteneffizienter macht.
Der ITHM und das H+ Programme
Seit September läuft das H+ Digital Health Innovation Programme, das der ITHM zusammen mit dem dmac – Medical Valley Digital Health Application Center (MV) aus Nürnberg / Erlangen veranstaltet. Anders als in früheren, thematisch breiteren Programmen des ITHM liegt der Fokus auf digitalen Gesundheitslösungen. Ziel ist es, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen internationalen Startups und den Partnerunternehmen von ITHM und MV, KMUs, Investoren, Universitäten, Forschungsinstituten und Regierungs- sowie Nichtregierungsorganisationen zu befördern.
“Dank der Zusammenarbeit mit dem Netzwerk des dmac – Medical Valley können wir den Startups diesmal eine besondere Bandbreite von Concierge-Services bieten: Wir vermitteln nicht nur unternehmerisches Wissen und Zugang zur Versicherungslandschaft, sondern zu einem riesigen Netzwerk von Partnern aus der gesamten Gesundheits-Wertschöpfungskette. Von der Prävention über die Krankheit bis hin zur Kostenerstattung”, so Corine Ackermann, Startup Relations Lead des ITHM.
Im H+ Programme erwartet die Entrepreneure ein modulares Curriculum, individuell zugeschnittene Mentoring- und Netzwerkaktivitäten sowie eine intensive Begleitung im Business Development. Aus über 2000 potenziellen Teilnehmern wurden 40 Startups zur Teilnahme am H+ Programme ausgewählt – darunter 19 Gründerinnen, was natürlich auch unsere Initiative ONE MISSION freut. Nach dem erfolgreichen Kick Off und ersten Pitches laufen aktuell Business Development-Gespräche mit den ITHM-Mitgliedern – darunter große internationale Versicherungskonzerne wie Munich Re, Allianz oder Generali, aber auch regionale Champions wie Versicherungskammer Bayern oder NÜRNBERGER. Außerdem Tech-Unternehmen wie SAP, Microsoft und NTT DATA oder die Cross-Industry Partner PwC und Roche.
Aufgrund der aktuellen COVID-19 Situation findet das H+ Innovation Programme nur digital statt – das ITHM Team sendet regelmäßig live aus dem WERK1. Viel Screen-Time für alle Beteilgten, aber auch eine große Chance für die lückenlose Teilnahme zahlreicher internationaler Startups beispielsweise aus den USA, Nigeria, China oder Finnland.