Im WERK1 finden nicht nur Startups Büroräume und Zugang zu Bayerns Gründerszene, auch einige wichtige Player des Startup Ökosystems haben hier Büros. In den nächsten Wochen stellen wir einige vor. Den Start macht der High-Tech Gründerfonds (HTGF).
Seit Herbst 2023 hat der HTGF einen Standort bei uns im WERK1. Als eine der führenden Venture-Capital-Gesellschaften in Europa spielt der HTGF eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Startups und technologiegetriebenen Unternehmen. Mit Gregor Haidl und Niels Sharman sprechen wir über den Frühphaseninvestor, über die bayerische Startup-Szene und klären, was es für Startups zu beachten gilt vor dem Kontakt mit Investoren.
Fangen wir mal von vorn an: Was macht denn der High-Tech Gründerfonds eigentlich?
Gregor: Der High-Tech Gründerfonds ist ein Vorreiter in der Finanzierung von Startups in der Frühphase und gilt als einer der aktivsten Investoren nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa. Unser Fokus liegt darauf, junge Unternehmen in den Pre-Seed- und Seed-Phasen zu unterstützen, die innovative Technologien entwickeln. Wir sind dabei viel im Hochschulkontext und bei Forschungsinstituten unterwegs sowie bei Ausgründungen aus Unternehmen. Die Philosophie des HTGF ist es seit seiner Gründung 2005, Unternehmen zu unterstützen, die bestehende Probleme mit Hilfe von Technologie lösen können. Dabei bietet der HTGF nicht nur finanzielle, sondern auch inhaltliche Unterstützung, beispielsweise bei der Anmeldung und dem Schutz geistigen Eigentums. Eine Besonderheit sind unsere Fondsinvestoren aus der Industrie, die eng in unsere Arbeit eingebunden sind – da entstehen natürlich oft spannende Partnerschaften zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen!
Niels: Wir decken dabei im Wesentlichen mit einem Team von mehr als 50 Investment Managerinnen und Manager drei Hauptbereiche ab: Industrial, Deep & Climate Tech, Life Science sowie Digital Tech. In München ist Gregor der Lead für die Aktivitäten des Industrial, Deep & Climate Tech Teams und ich bin der Lead für die des Life Science Teams. Fast alle unsere Kolleginnen und Kollegen haben übrigens einen technischen Hintergrund – ich habe beispielsweise Biologie studiert, Gregor ist Maschinenbauingenieur. So sind wir in der Lage, mit den Gründerinnen und Gründern auf Augenhöhe über ihre Technologien zu sprechen. Wir investieren dabei bis zu 1 Million Euro in der Pre- oder Seedrunde und können über alle Runden bis zu 4 Millionen Euro pro Unternehmen bereitstellen. Seit seiner Gründung hat der HTGF vier Fonds erfolgreich aufgelegt und damit mehr als 750 Unternehmen finanziert.
Die bayerische Startup-Szene: Vielfalt, Netzwerk und Spitzeninfrastruktur
Was macht für euch die bayerische Startup-Szene aus? Was sind aktuell die spannendsten Branchen?
Niels: Aus meiner Sicht besticht die bayerische Startup-Szene durch ihre Vielfalt, ihr starkes Netzwerk und ihre erstklassige Infrastruktur. Mit München als bedeutendem Wirtschaftszentrum und dem renommierten Biotech-Standort Martinsried bietet Bayern eine ideale Umgebung für Startups, insbesondere im Bereich Life Sciences. Die Life-Science-Branche ist hier besonders dynamisch, mit einer Vielzahl von Unternehmen, hochmodernen Laboren und einer ausgezeichneten Infrastruktur. Das Ökosystem in Bayern bringt Startups, Investoren und Corporates zusammen und formt so eine lebendige Innovationskultur. Die Nähe zu erstklassigen Universitäten fördert zudem die Entwicklung neuer Ideen und Technologien.
Gregor: Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg der bayerischen Startup-Szene ist die professionelle Unterstützung, die den Gründern zur Verfügung steht. Von Inkubatoren über Acceleratoren bis hin zu Mentorenprogrammen gibt es ein engmaschiges Netzwerk von Unterstützungseinrichtungen, das Startups dabei hilft, zu wachsen und sich zu etablieren. Neben der Life-Science-Industrie sind auch andere Branchen wie Technologie, Automotive und Maschinenbau in Bayern sehr aktiv und bieten vielversprechende Möglichkeiten für Startups. Insgesamt bietet Bayern eine dynamische und vielfältige Startup-Szene, die kontinuierlich wächst und neue Innovationen hervorbringt!
Gutes Storytelling ist wichtig, um Investoren wie den High-Tech Gründerfonds zu überzeugen
Was sind eure Tipps für Startups rund ums Thema Investment?
Gregor: Zunächst einmal ist es aus meiner Erfahrung entscheidend, dass das Team nicht nur aus technischen Aspekten heraus denkt, sondern auch aus der Perspektive des Kunden. Es ist wichtig zu verstehen, warum das Produkt oder die Dienstleistung für den Kunden relevant ist und wie es dessen Leben verbessern kann. Durch ein tieferes Verständnis der Bedürfnisse und Herausforderungen der Kundinnen und Kunden können Startups ihre Produkte besser positionieren und erfolgreicher vermarkten. Dieser sogenannte “Product-Market Fit” ist entscheidend für den Erfolg eines Startups. Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist ganz klar das Storytelling! Startups müssen in der Lage sein, ihre Vision und ihr Produkt auf eine überzeugende und ansprechende Weise zu präsentieren, ohne sich in technischen Details zu verlieren. Ein überzeugendes Storytelling kann Investoren begeistern und sie davon überzeugen, in das Unternehmen zu investieren. In Bezug auf die Interaktion mit Venture Capitalists ist es wichtig, frühzeitig den Kontakt aufzubauen und Feedback einzuholen. VCs können wertvolle Einblicke und Ratschläge bieten, selbst wenn das Startup noch nicht bereit ist, eine Finanzierungsrunde anzustreben. Durch den Aufbau eines Netzwerks und den regelmäßigen Austausch mit potenziellen Investoren können sich Startups besser auf zukünftige Finanzierungsrunden vorbereiten und mögliche Bedenken oder Herausforderungen frühzeitig angehen.
Niels: Ich würde noch ergänzen, dass das Gründungsteam über ein breites Spektrum an Kompetenzen verfügen sollte. Ein ausgewogenes Team, das sowohl technologisches als auch unternehmerisches Fachwissen vereint, hat bessere Chancen, erfolgreich zu sein und Investoren zu überzeugen. Wenn dann noch jemand dabei ist, der über branchenspezifisches Wissen verfügt, ist das eine tolle Ausgangsposition!
Wie gefällt es euch im WERK1?
Niels: Das WERK1 ist für uns nicht nur ein Standort – der HTGF hat zudem Büros in Bonn und Berlin – sondern der beste Kontaktpunkt in die bayerische Startup-Szene. Die Atmosphäre hier ist einzigartig und wir schätzen besonders den engen Kontakt zu den Teams in den beiden Gebäuden des WERK1.
Gregor: Besonders reizvoll ist für uns als High-Tech Gründerfonds natürlich die hohe Anzahl an Early-Stage-Startups, die sich hier befinden. Diese Unternehmen sind oft auf der Suche nach Investoren und hier kommen wir ganz einfach in Kontakt.
Apropos Kontakt: Wie können sich Startups bei euch melden? Was gilt es zu beachten?
Gregor: Startups können sich bei uns jederzeit melden, am besten so früh wie möglich, sogar schon vor der eigentlichen Gründung ihres Unternehmens und noch bevor ein Pitchdeck erstellt wurde. Wir verstehen uns als Sparring-Partner für Gründerinnen und Gründer und bieten gerne frühzeitiges Feedback sowie Unterstützung während des gesamten Entwicklungsprozesses an, auch wenn es längere Zeit dauert, bis wir tatsächlich investieren. Wir suchen nach langfristigen Beziehungen mit den Startups, die wir unterstützen. Daher ist es für uns wichtig, eine Verbindung aufzubauen und die Fortschritte der Gründerinnen und Gründer über einen längeren Zeitraum zu verfolgen.
Niels: Startups können uns eine E-Mail schreiben, persönlich in unserem Büro im 3. Stock vorbeischauen oder uns anrufen. Oder sprecht uns einfach im Café an!
Danke euch beiden für das Gespräch!