Was macht eigentlich… Games/Bavaria?

- 28. Januar 2021

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Viel ist passiert im letzten Jahr. Und das bezieht sich nicht nur auf Lockdowns, Home Office und Homeschooling. Auch bei unserem Games/Bavaria Team hat sich einiges getan. Im Interview mit Lena und Simone haben wir über das Programm, über die Gamesbranche und über die Challenges in 2021 gesprochen.

Was ist Games/Bavaria und wer steckt dahinter?

Games/Bavaria, eine Marke der WERK1.Bayern GmbH, ist die vom bayerischen Staatsministerium für Digitales (StMD) geförderte Partnerin der Gamesbranche in Bayern. Wir sind mit Gamesfirmen vernetzt und regional, national sowie international mit Akteuren, die sich für Games Made in Bavaria interessieren. Unsere Aufgabe ist die Strukturförderung der Videospielbranche in Bayern.

Nach einer männlich geprägten Ära hat Games/Bavaria jetzt ein weibliches Gesicht, bzw. zwei: Lena Fischer als Project Lead seit 2019 und Simone Lackerbauer als Product Lead seit 2020.

Man verwechselt uns oft mit dem Games Bavaria Munich e.V. (GBM), dem Branchenverband der bayerischen Gamesindustrie. Vielleicht ab sofort nicht mehr?

Wie kam es zur Gründung?

Games/Bavaria wurde 2012 gegründet. Anlass war eine Reise von 16 bayerischen Unternehmen zur Game Connection Europe Konferenz nach Paris. Die Firmen traten gemeinsam unter dem Label Games/Bavaria auf, um Bayern ein Gesicht zu geben. 2013 zog Games/Bavaria ins WERK1 ein und ist seitdem dort beheimatet – perfekt für unsere eigenen Events, die an dem Gedanken der Game Connection 2012 anknüpfen.

Was ist euer Why? – Warum tut ihr, was ihr tut?

Wir ermöglichen es Firmen und Einzelpersonen, ihr ganzes Games-Potenzial in Bayern zu entfalten: Das ist die Antwort auf unser “Why”, warum wir Games/Bavaria machen. Denn zu tun gibt es genug. Unsere Aktivitäten bauen auf diesen fünf Säulen auf:

  • Sichtbarkeit und Standortmarketing für Game Development in Bayern
  • Informations- und Kommunikationsschnittstelle für #GamesInBavaria
  • Vernetzung und Community-Support (Gamesbranche, Kultur, Industrie, Politik)
  • Internationalisierung für Bayern als Games-Standort und für bayerische Firmen
  • Professionalisierung der bayerischen Videospielbranche

Damit richten wir uns an ganz unterschiedliche Zielgruppen innerhalb und außerhalb der Gamesbranche. Das ist manchmal ein echter Spagat, aber dadurch können wir viele Ideen umsetzen und, je nach Bedarf, pro Quartal einen anderen Fokus setzen. Ansonsten haben wir für alle Anfragen und Fragen rund um die Gamesbranche in Bayern ein offenes Ohr.

Wie geht es der Gamesbranche in Deutschland?

Die Videospielbranche wird gerne als “Gewinnerin der Coronakrise” bezeichnet. Das stimmt so nicht. Firmen, die umsatzstarke Produkte am Markt haben, profitieren natürlich von alten und neuen (und jungen) Spielenden, die aktuell mehr Zeit online verbringen. Firmen, die gerade ein Produkt entwickeln, expandieren wollen oder einen Publisher suchen, sind vor große Schwierigkeiten gestellt: Events und damit gezielte oder zufällige Begegnungen fallen weg und Online-Formate können das nicht ersetzen – dafür aber im Idealfall neue, nicht ortsgebundene Möglichkeiten zum Austausch bieten. Beim Home Office sind die Firmen uneinig: Manche berichten von einer gesteigerten Produktivität und andere befürchten, dass Qualität und Zusammenarbeit unter Home Office leiden. Wir sehen also ein ziemlich heterogenes Bild der Branche in dieser Krise.

Studie zum deutschen Games-Markt

Der Branchenverband game e.V. hat Ende 2020 auch eine interessante Studie über den aktuellen Stand der Gamesbranche herausgebracht. Obwohl der deutsche Games-Markt wächst, ist der Anteil der deutschen Produktionen nur bei 4,9 %. Laut game-Studie zählen 2020 622 Unternehmen zu den Gamesfirmen im engeren Sinn (Developer und/oder Publisher), davon zählt der game 110 Firmen in Bayern – nur in NRW (123) und in Berlin (112) gibt es mehr Gamesfirmen.

Dazu passt auch, dass Bayern mit 2,5 Mio. Euro Fördersumme pro Jahr über den FFF Bayern das zweitgrößte Budget in das Game Development steckt. NRW mit Köln, Berlin und Hamburg sind neben Bayern die Hotspots für deutsche Gamedevs. Hinzu kommt jetzt noch die neue, großvolumige Computerspielförderung des Bundes: 50 Mio. Euro sollen jedes Jahr bis 2026 in das Game Development investiert werden. Damit ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um ein Spiel zu entwickeln – und Bayern ein großartiger Standort dafür. (Mehr Facts & Figures gibt es hier.)

Wie eng seid ihr mit der nationalen und internationalen Gamesbranche verknüpft?

Wir sind auf unterschiedlichen Ebenen mit der Gamesbranche regional in Bayern, national und international verknüpft. In Bayern zählen wir (im Gegensatz zum game) rund 150 Firmen, Entwicklerinnenteams und Einzelpersonen zur Gamesbranche im engeren Sinn. Wir sehen uns jede Woche an, ob es etwas Neues von den Gamesmachern gibt und berichten in den News darüber. Mit etwa 50 Teams sind wir in lockerem Kontakt – je nachdem, um welches Thema es geht. Auch mit dem GBM und dem FFF Bayern stehen wir in regelmäßigem Kontakt.

National sind wir über Games Germany in ein Netzwerk aus regionalen Partnern anderer Bundesländer eingebunden, die ebenfalls für die Struktur- und finanzielle Förderung der Videospielbranche verantwortlich sind. Große Events wie die devcom/gamescom in Köln sind auch ideal, um sich zu vernetzen; national und vor allem international. Dazu gibt es über unser eigenes Netzwerk oder über Partner wie Bayern international Kontakte zu Einrichtungen und Firmen in verschiedenen Ländern rund um den Globus.  

Wie war das Jahr 2020 für euch? 

Online-Events

Corona hat für uns 2020 eine Wende gebracht. Eine wichtige Säule unserer Aktivitäten waren und sind Events – doch nach Februar stand hinter allem ein großes Fragezeichen. Wir haben den Frühling über noch mit einer gamescom vor Ort in Köln gerechnet und die Planung weitergeführt. Stattdessen wurde daraus dann bei uns vor Ort im WERK1 ein intimes Event mit Live-Übertragung der virtuellen Eröffnungsfeier. Das ist richtig gut angekommen und war deshalb ein sehr schöner Erfolg für uns. Wir haben auch Carepakete an unsere ehemaligen gamescom-Standmieter geschickt. Unsere Weihnachtsfeier fand online statt mit Projekt-Pitches von Indie Developern und wir haben Weihnachtspäckchen verschickt. Wir sehen, dass die persönliche Note durch Gespräche und kleine Aufmerksamkeiten gut ankommt.

Games/Bavaria: New look

Wir haben 2020 außerdem genutzt, um unseren Online-Auftritt anzugehen. Wir berichten auf der Website jetzt regelmäßig über die bayerischen Gamesfirmen, haben mehr spannende Events aus Bayern im Kalender und verfassen Serviceartikel. Dass dadurch auf der Website die Klickzahlen und auf den Social-Kanälen die Followerzahlen steigen, freut uns sehr. Aber das richtig große Ding kommt erst noch, weil wir im Q1 2021 unsere Website mit einem komplett neuen CD und einer modernen CI relaunchen. Dass wir 2020 das neue Design für die Marke Games/Bavaria erarbeiten konnten, ist auch ein großer Erfolg für uns. Ohne Corona und mit einem vollgepackten Eventkalender wäre das wahrscheinlich so nicht möglich gewesen.

Mentoringprogramm

Außerdem hatten wir Zeit, uns 2020 mit vielen Firmen zu unterhalten und die Eckpfeiler unseres 2021 kommenden Mentoringprogramms festzulegen. Der wertvolle Input von großen und kleinen Firmen sowie frische Ideen von einem neuen Games/Bavaria-Team haben zu einem tollen Konzept geführt, das wir gerade noch feinschleifen und mit der neuen Website anteasern werden. Dort gibt es dann auch eine Mentorendatenbank und Informationen rund um die Themen, die für Mentees interessant sind. Außerdem planen wir Workshops und ein virtuelles Kick-off-Event. Nachdem wir 2020 mit dem X-mas Pitching unserer Weihnachtsfeier und Veranstaltungen mit Beteiligung von Games/Bavaria viele Erfahrungen sammeln konnten, freuen wir uns auf mehr eigene Online-Events.

Als wir den Jahresrückblick verfasst haben, ist uns erst bewusst geworden, wie viel 2020 trotz des globalen Stillstands eigentlich bei uns passiert ist – und wie kreativ die ganze Gamesbranche mit der Situation umgegangen ist.

Welche Challenges hat Games/Bavaria 2021?

Neben der neuen Website und dem Mentoring-Programm haben wir für 2021 noch weitere Challenges, denen wir uns mit Feuereifer stellen werden. Erstens gehören zu einer neuen Website auch die Inhalte und, damit verbunden, die Steigerung unserer Reichweite. Im Q1 finden online schon mindestens fünf Events statt, die von uns organisiert werden oder an denen wir beteiligt sind. Für alle interessant ist das Event zusammen mit Bayern International: Games Crossing Borders, a Bavarian-Polish Exchange am 23. Februar. Auch für den Rest des Jahres planen wir schon virtuelle Events, obwohl wir immer noch die Möglichkeit einer gamescom 2021 in Köln als hybride Veranstaltung mit einem Auftritt von Games/Bavaria im Hinterkopf behalten.

Games/Bavaria goes global

Dieses Jahr konzentrieren wir uns auch mehr auf einen internationalen Outreach, um den Games-Standort Bayern noch weiter bekannt zu machen und den bayerischen Gamesfirmen Kontakte in die internationale Branche zu ermöglichen. Das jonglieren wir dann mit Maßnahmen, die unseren Gamesfirmen vor Ort direkt helfen, zum Beispiel ein Career Day, Pitching Events und natürlich die Angebote vom WERK1, die für unsere Firmen auch spannend sein können..

Was wird the next big thing in der Games-Welt? 

Wenn es nach der Computerspieleförderung des Bundes geht, sind Games made in Germany das next big thing. Das unterstützen wir, sehen aber gleichzeitig ein anderes next thing, das noch bigger werden könnte: Games-Expertise, die in andere Bereiche wie Distanzlernen und eEducation übertragen wird. Das geht vom Homeschooling für Kids bis hin zur Entwicklung von Simulationen in Krankenhausszenarien als Fortbildungsmaßnahme, die mittels VR-Brille erlebt werden. Die Gamesbranche in Bayern ist so kreativ und innovativ – davon können viele andere Industriezweige profitieren. Wir stellen gerne den Kontakt her!

Mit wem arbeitet ihr zusammen, wer sind eure Partner? 

Unsere Partner sind das WERK1, das bayerische Staatsministerium für Digitales (StMD), der FFF Bayern und das MedienNetzwerk Bayern als Teil der Medien.Bayern GmbH. Punktuell arbeiten wir mit unseren Freunden vom Games Bavaria Munich e.V. (GBM) und mit Partnern wie Bayern International zusammen, sowie natürlich mit vielen Einrichtungen aus der bayerischen Medien- und Gamesbranche.

Welche Tipps habt ihr für Menschen, die in der Gamesbranche Fuß fassen wollen?

Es gibt unterschiedliche Wege, wie junge und nicht mehr ganz so junge Menschen in der Gamesbranche Fuß fassen können: Von einer Ausbildung in einem verwandten Ausbildungsberuf (es gibt keine klassische Ausbildung zum Game Developer oder Game Designer) über ein Studium an einer öffentlichen oder privaten Hochschule geht es zu Anstellung, Freelancer/Solo-Selbstständigkeit hin zur eigenen Gründung. Dazu kommt, dass natürlich in der Gamesbranche auch Spezialistinnen und Spezialisten für Fachgebiete wie PR, Customer Support oder Controlling gebraucht werden. Und dass auch Firmen mit Games zu tun haben, die nicht in erster Linie Gamesfirmen sind. Das heißt im Klartext: Alle Wege führen nach Rom, bzw. in diese erweiterte Gamesbranche.

Was wir allen mitgeben können:

  • Informiert euch über Aus- und Weiterbildung in Bereichen, die eurem Skillset entsprechen, oder arbeitet an einem Skillset, das in der Branche gebraucht wird. Für Legal wäre das z.B. der Umgang mit einer eigenen IP, für Localization der Umgang mit den Loca-Tools der Branche. Welche Skillsets oder Tools vorausgesetzt werden, entnehmt ihr den Stellenanzeigen z.B. bei Games Jobs Germany.
  • Macht mit bei Events und netzwerkt. Auf Game Jams entwickelt ihr in kurzer Zeit Spiele mit anderen, bei Pitchings erfahrt ihr, woran andere Teams gerade arbeiten; und bei Konferenzen lernt ihr die Gesichter der Branche kennen. Auch bei virtuellen Events gibt es oft Speeddating, Meeting-Optionen oder Career Days, bei denen ihr Kontakte knüpfen könnt und euer Netzwerk ausbaut.
  • Seid da, wo die Branche ist. Viele Firmen sind auf Portalen wie Twitter, LinkedIn, itch.io, Steam, GitHub oder Twitch vertreten. Gerade kleinere Firmen suchen den Austausch und ihr seid mitten im Geschehen. 
  • Wenn ihr gründen wollt oder ein Gamesprojekt in einer bereits bestehenden Firma starten wollt, informiert euch über Förderung im Freistaat oder deutschlandweit. Der Bund hat mit einer neuen großvolumigen Förderung für die nächsten Jahre Games als Priorität gesetzt und der FFF Bayern fördert dreimal pro Jahr Gamesprojekte in unterschiedlichen Projektphasen. Blickt auch über den Tellerrand und seht euch Förderung für Startups oder Ausschreibungen für bestimmte Projekte oder Preise an, die in Richtung Apps und Games gehen. Games und Games-Technologien können in vielen Bereichen Probleme lösen und sind mehr als Unterhaltung.
  • Versteift euch nicht auf eine Sache und bleibt flexibel im Kopf. Viele Gamesfirmen wollen ihr Spiel entwickeln, haben aber kein nachhaltiges Businessmodell. Hier können Auftragsarbeiten Engpässe ausgleichen, wenn die Ressourcen z.B. 50:50 aufgeteilt werden. Es muss auch nicht unbedingt der eine Studiengang oder der eine Job sein – die Gamesbranche ist offen und neugierig wie sonst nur wenige Branchen. Wenn eine Leidenschaft für Games euer Hobby ist, zählt das bei den richtigen Leuten. Das heißt nicht, dass ihr in eurer Freizeit 24/7 zocken müsst – sondern eher, dass ihr euch mit Games befasst. Vielleicht erstellt ihr Code/Assets, streamt, jammt, moddet, helft bei Events aus, seid Betatester oder Blogger. Es gibt viele Möglichkeiten!

Und ganz zum Schluss: Ihr könnt uns bei Games/Bavaria auch gerne via [email protected] kontaktieren, wenn ihr konkrete Fragen habt. Wir helfen euch weiter, und wenn es nur ein Kontakt oder ein Schubs in die richtige Richtung mit einem Link ist.

Vielen Dank, liebes Games/Bavaria Team für diesen tiefen Einblick in eine so vielseitige Branche und viel Erfolg für eure Projekte in 2021!

Kristina

Hey, ich bin Kristina und kümmere mich zusammen mit Franzi um alle Kommunikations- und Marketing-Themen. Wir präsentieren das WERK1 und unsere Community nach außen. Wenn ich nicht gerade auf Social Media unterwegs bin, bin ich in den Bergen. Zum Mountainbiken, Wandern und im Winter zum Skifahren und Snowboarden.